FOUND – Wie kann ein vorgefundener, unvollständiger Filmausschnitt rekonstruiert oder ergänzt werden
Für die Projektwoche an der Alexander-Coppel-Gesamtschule hat die Künstlerin Magdalena von Rudy sich ein besonderes Projekt ausgedacht und mit unterschiedlichen Klassen an jeweils einem Tag durchgeführt.
Bild und Ton von einem kurzen Filmausschnitt werden getrennt, es gibt es zwei Gruppen.
Die Ton-Gruppe erhält eine stumme Videospur und die Aufgabe, eine analoge Vertonung zu entwickeln — wie in den alten Tonstudios. Neben dem Einsatz der eigenen Stimmen für die Dialoge besteht die Möglichkeit, Musikinstrumente und Gegenstände zur Geräuscherzeugung zu nutzen.
Die Bild-Gruppe erhält eine Tonspur und den Auftrag, das Gehörte zu visualisieren, also eigene Bilder zu entwickeln, beispielsweise mittels Scherenschnitten und Schattentheater am Overhead-Projektor, an der Wand oder auf einem Leuchtkasten. Am Ende werden die beiden neu entstandenen Versionen entweder synchron aufgeführt oder eine neue Version (Bild oder Ton) ersetzt den entsprechenden fehlenden Teil.
In dem Projekt können sich Schüler*innen viele Fähigkeiten aneignen und Fertigkeiten erproben: sie schulen ihre Wahrnehmung, lernen den Umgang mit Bruchstückhaftem und die Ergänzung und Rekonstruktion fehlender Wahrnehmungsebenen. Phantasie und Kreativität werden angeregt, neue Bilder entwickelt, Geschichten erzählt, vor Publikum präsentiert. Es entsteht ein völlig neuer Umgang mit Geräuschen, Zeit- und Rhythmusgefühl. Zu guter Letzt funktioniert das Projekt nur in Teamarbeit: die Kooperationsbereitschaft wird gestärkt.
Allgemeine Hinweise und Ideen zur Weiterführungen des Projekts
- Die Gruppen waren räumlich getrennt, was sehr wichtig ist damit sie ungestört arbeiten können. Jede Gruppe benötigt ihren eigenen Raum.
- Es hat sich gezeigt, dass eine 1:1-Übertragung des Projektes nahezu unmöglich ist. Eine mutige Fehlerkultur, Problemlösefähigkeit und eine gute Gesprächskultur sind unverzichtbar, damit ein Projekt wie FOUND gelingen kann.
- Das Projekt kann an einem Tag durchgeführt werden oder sich über mehrere Woche erstrecken.
- Es muss nicht so komplex sein. Das Projekt kann auch abgewandelt werden, aber es verändert dadurch natürlich seinen Charakter: Es kann auch von einer Geschichte oder einem Text ausgehend eine Vertonung oder Bebilderung stattfinden! Dann sollte jedoch nicht von zu langen Texten oder Videoausschnitten ausgegangen werden.
Wie wird die Anbindung an die (eigene) Kunst umgesetzt?
Künstlerische Bildung an Schulen (und im außerschulischen Bereich) steht in engem Zusammenhang mit der eigenen künstlerischen Praxis der dort aktiven Künstlerinnen und Künstler. Darüber hinaus geht es auch darum, bei den Schüler*innen ein Verständnis dafür zu entwickeln, was Kunst alles sein kann. Hier ist neben der eigenen künstlerischen Position ein Bezug zur Bildenden Kunst relevant.
Das Projekt FOUND ist ein gelungenes Beispiel dafür, wie Schüler*innen unterschiedlicher Jahrgangsstufen in einem künstlerischen Projekt unter professioneller Begleitung aus Vorgefundenem und Bruchstückhaftem ein neues Werk (re-)konstruieren und hierbei überraschende Verbindungen und (Neu-)Interpretationen erschließen.
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Als Urheber*innen zu nennen: Stefan Siebert und Magdalena von Rudy
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Als Urheberinnen zu nennen: Sandra Jasper und Magdalena von Rudy