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Idee

Zur Qualität künstlerischer Bildungsangebote an Schule – Ein interaktives Tool zur Inspiration, Anregung und Reflexion

Die Künstler*innen waren im Rahmen ihrer Atelierarbeit an den Schulen oft direkt eingebunden in Unterrichtsvorhaben verschiedener Fächer. Es benötigt ein besonderes methodisches Handeln, um in Kooperation mit den Lehrer*innen unterrichtsbezogen mit den Schüler*innen künstlerisch aktiv werden zu können.

Mit dem interaktiven Tool zur Qualität künstlerischer Bildungsangebote wird anhand der im Artist-in-
Residence-Programm durchgeführten künstlerischen Unterrichtsprojekte exemplarisch das Zusammenspiel von methodischem Handeln und damit verbundenen Zielen im Sinne von Lern- und Erfahrungspotenzialen dargestellt.

Dem interaktiven Tool liegt ein Komponentenmodell zur Qualität künstlerischer Bildungsangebote zugrunde, welches in der Begleitforschung des Kunstlabors entwickelt wurde.

Kurzinfo zur Begleitforschung

Die Begleitforschung fragt nach dem WIE guter künstlerischer Bildung im Rahmen des durchgeführten Artist-in-Residence-Programms. Anhand von Selbstreflexionen und Dokumentationen der Künstler*innen sowie Befragungen von Schüler*innen, Lehrer*innen und Schulleiter*innen wurden vielfältige Daten erhoben, die in der inhaltsanalytischen Auswertung aufeinander bezogen wurden. Die Forschung fokussierte dabei das erste Schuljahr der Projektphase.


→ Rückmelden
→ Kreativität

Rückmeldung zu Gestaltungsprozessen als aktivierende Methode und Stärkung der kreativen Selbstwahrnehmung.

Bei den Künstler*innen waren die Rückmeldungen häufig damit verbunden, die Schüler*innen in ihrer Kreativität und Ideenfindung zu fördern. So bezogen sich Rückmeldungen beispielsweise darauf, den Fokus der Schüler*innen zu ändern und sie in andere Denkrichtungen zu bringen sowie gewohnte Bahnen zu verlassen. Dies insbesondere dann, wenn Prozesse stagnierten. Aber auch das Weiterdenken, Irritieren und Assoziieren war Teil der Rückmeldeprozesse.
Das hohe Unterstützungspotenzial durch die Künstler*innen wurde auch von den Schüler*innen wahrgenommen und mehrfach bestätigt.
→ Didaktische Hinweise


→ Zum kooperativen Arbeiten anregen
→ Kooperationsfähigkeit

Sich auch gegenseitig unterstützen können – Kooperative Arbeitsformen in den künstlerischen Prozessen

Die künstlerischen Kassenprojekte im Artist-in-Residence-Programm an Schulen zeichneten sich insbesondere dadurch aus, dass durch die Künstler*innen verstärkt Wert auf ein kooperatives Arbeiten der Schüler*innen untereinander gelegt wurde. Dies mit dem Ziel, einerseits Team- und Kooperationsfähigkeit im künstlerischen Arbeiten zu stärken, andererseits künstlerisches Arbeiten auch als gemeinsamen, partizipativen Prozess zu verstehen, in dem aufeinander eingegangen werden muss, ein gemeinsames Vorhaben entwickelt werden kann und im Sinne von Toleranz und
Akzeptanz verschiedene Ansichten und Perspektiven ausgetauscht werden und nebeneinander stehen können.

→ Didaktische Hinweise


→ Aktivieren, experimentieren und erforschen
→ Kreativität

Forschend die Kunst entdecken!

Ästhetisch forschende Zugänge zeigten sich auch in den durchgeführten künstlerischen Klassenprojekten als wichtige künstlerisch-edukative Herangehensweisen, um kreative Prozesse anzuregen. Es wurde zum Experimentieren angeregt, die Materialien wurden verschieden exploriert, forschende Positionen wurden eingenommen, es wurde improvisiert und es wurden spielerisch verschiedene Handlungen performativ erprobt. Auch performatives und körperbezogenes Arbeiten wurde eingesetzt, um neue Ideen zu entwickeln und Neues auszuprobieren.

→ Didaktische Hinweise


→ Sinnlich-ästhetisches Erleben ermöglichen
→ Sinnliches Wahrnehmen und Erleben

Sinnlich-ästhetisches Erleben in künstlerischen Prozessen anregen und fördern

Anregung zum sinnlich-ästhetischen Erleben wurde insbesondere als ein körperbezogenes performatives Erleben in den künstlerischen Prozessen umgesetzt. In performativen künstlerischen Prozessen wurden die Schüler*innen durch Bewegung oder leib-sinnliches Erleben und Wahrnehmen, aber auch durch körperlich intensive Tätigkeiten (beispielsweise Tanzen, Springen) in ihrem sinnlich-ästhetischen Erleben angeregt. So wurde beispielsweise Farbe körperlich durch großformatiges Arbeiten sowie dem Erspüren der Farbe in ihrer Materialität sinnlich erfahren oder die Beweglichkeit des eigenen Körpers wurde eingeschränkt und deformiertes Körperbewusstsein erspürt. Auch Musik-und Tanzperformances wurden konzipiert, eingeübt und auf Video festgehalten.


→ Eine positive Fehlerkultur pflegen
→ Kreativität

Wenn’s mal nicht so werden will … – Produktiver und kreativer Umgang im
Spannungsverhältnis von Richtig und Falsch

Richtig und falsch sind Begriffe, die in der Schule sehr präsent sind. Schüler*innen haben diese Denkkategorien zunächst auch in künstlerischen Prozessen und können sich manchmal nur schwer davon lösen. Zudem kann es immer wieder einmal dazu kommen, dass etwas nicht so läuft, wie zunächst gedacht – aus Perspektive der Schüler*innen sowie der Künstler*innen. Arbeitsprozesse können auch einmal in eine gefühlt falsche oder andere Richtung verlaufen. Wie kann es dann aber weitergehen? Wie kann damit produktiv umgegangen werden?
Eine besondere Stärke wurde von den Schüler*innen im prozessorientierten Arbeiten in den Klassenprojekten gesehen. Unter prozessorientiertem Arbeiten ist das Arbeiten nicht auf ein fertiges Produkt hin zu verstehen, sondern vielmehr im Prozess Ziele und Intentionen, Inspiration und
Umsetzung zu finden. Dass sich im Prozess auch viel ändern kann und verworfen wird, ist damit in die Begleitung der Arbeitsprozesse einzubeziehen. Hier könnte die Portfolioarbeit eine gute Form der
Begleitung und zudem Bewertungsmöglichkeiten für die Lehrpersonen bieten.

→ Didaktische Hinweise


→ Aktivieren, experimentieren und erforschen
→ Künstlerische Fertigkeiten und Techniken

Forschend lernen – Künstlerische Fertigkeiten und Techniken eigenständig aneignen

Forschende, spielerische und experimentelle Zugänge waren in der Atelierarbeit vielfältig vorhanden und dienten der aktiven Auseinandersetzung der Schüler*innen. In der künstlerischen Bildung zeigen sich aktuell Konzepte ästhetischer sowie künstlerischer Forschung, die artistic research sowie spielerische, experimentelle und forschende Zugänge aufnehmen, verbinden und erweitern. Dies diente in den künstlerischen Klassenprojekten nicht nur der Kreativitätsförderung, sondern insbesondere auch einer eigenständigen, aktiven Aneignung künstlerischer Fertigkeiten und Techniken. So wurden die Schüler*innen beispielsweise damit beauftragt, suchend bestimmte Themen und Orte der Schule zu erschließen und diese Erkundungsprozesse fotografierend, zeichnend, skizzierend oder filmend zu dokumentieren. Zudem war es Teil der Vermittlungsprozesse, sich experimentell einer Technik oder einem Material anzunähern und gemeinsam die gemachten Erfahrungen zu besprechen. Aber es wurden auch direkte Instruktionen gegeben, die beispielsweise den Umgang mit dem Akkubohrer oder das Schneiden in Linolplatten zeigten und insbesondere auf einen sicheren Umgang zielten. Wichtig war, den je eigenen Umgang zu fördern und auch ungewöhnliche Ideen zu unterstützen. Dies wurde von den Schüler*innen als sehr positiv herausgestellt. Verbunden war damit aber auch der Anspruch der Künstler*innen auf ein selbstständiges Arbeiten.


→ Aktivieren und Rückmelden
→ Künstlerische Fertigkeiten und Techniken

Gestaltungsprozesse rückmelden und individuell fördern

Künstler*innen sind in ihrer Arbeit mit Schüler*innen direkt in deren Gestaltungs- und Lernprozessen involviert und können diese positiv unterstützen. Hier ist es wichtig, auf die Arbeits- und Entwicklungsprozesse konstruktiv zu reagieren und individuell einzugehen. In den Klassenprojekten zeigte sich, dass die Künstler*innen häufig in ihrem Feedback konkrete Hinweise zu künstlerischen Fertigkeiten sowie den Schüler*innen weitere Erklärungen zu den je eigenen Gestaltungsprozessen gaben. Viele Rückmeldungen bezogen sich direkt auf die Gestaltungsprozesse und waren zum Teil intensive Einzelgespräche sowie konkrete Hinweise zum Arbeitsprozess. Diese beinhalteten unter anderem auch Arbeitsanweisungen, Erklärungen sowie Beispiele. Manchmal wurde durch die Künstler*innen auch berichtet, dass sie etwas direkt vor- bzw. mitgemacht haben, damit sich die Schüler*innen eine Vorstellung machen konnten, was sie erwarteten.

→ Didaktische Hinweise


→ Arbeits- und Gestaltungsprozesse begleiten
→ Kooperationsfähigkeit

Kooperation und gemeinsames Arbeiten anregen und begleiten

Künstlerische Projekte bringen die Schüler*innen nicht nur in Aktion und ins selbstständige Tun, sondern regen auch zum gemeinsamen Arbeiten an. Neben der Anregung zum kooperativen Arbeiten war es zudem wichtig, die Schüler*innen in ihren Gruppenarbeitsprozessen zu begleiten, um das Zusammenarbeiten zu unterstützen sowie Team- und Kooperationsfähigkeiten zu fördern.
Gemeinsames Arbeiten in kleinen Gruppen wurde in den künstlerischen Klassenprojekten vielfach umgesetzt. Besonders im gemeinsamen Austausch, in der gegenseitigen Unterstützung der Schüler*innen untereinander sowie in der gemeinsamen Arbeitsteilung sahen die Künstler*innen gelungene Gruppenarbeitsprozesse. Hierfür war jedoch auch die Begleitung der Gruppenarbeiten wichtig. Teilweise sogar eine sehr intensive Betreuung einzelner Gruppen, was insbesondere in den Ateliers durch ein gemeinsames Unterrichten der Künstler*innen mit den Lehrer*innen möglich war.
Damit Gruppenarbeitsprozesse funktionieren, ist bereits bei der Gruppenbildung darauf zu achten, welche Schüler*innen eine Gruppe bilden. Hier konnten die Lehrer*innen wichtige Informationen geben. Waren die Künstler*innen über einen längeren Zeitraum mit der Klasse tätig, so konnten sie die Schüler*innen kennenlernen und entsprechend eine geeignete Gruppenbildung vornehmen.

→ Didaktische Hinweise


→ Arbeits- und Gestaltungsprozesse begleiten
→ Offenheit

In künstlerischen Prozessen neue Erfahrungen ermöglichen

Künstlerische Bildung kann dazu beitragen, sich auf Neues einzulassen und neuen Erfahrungen gegenüber offen zu sein. Dies erfordert Angebote, die neugierig machen, zum Forschen und Erkunden anregen und darüber hinaus vielfältige Gelegenheiten bieten, Neues zu erfahren und zu erleben. In den Ateliers wurden die Schüler*innen mit vielen neuen Erfahrungen konfrontiert und konnten Kunst aus einem neuen Blickwinkel kennenlernen und erleben.
Offen zu sein für neue Erfahrungen, für Neues und Unbekanntes, ist für das künstlerische Arbeiten in den Ateliers ein wichtiger Aspekt gewesen. Einerseits wurden die Schüler*innen mit neuen Sichtweisen und Formaten Bildender Kunst konfrontiert, andererseits versuchten die Künstler*innen sie immer wieder auf Neues aufmerksam zu machen, bekannte und gewohnte Bahnen zu verlassen, sie zu öffnen und über sich selbst hinaus wachsen zu lassen. Sie forderten die Schüler*innen in den je eigenen künstlerischen Auseinandersetzungen und ermöglichten ihnen so ein neues, anderes Verständnis von Kunst.

→ Didaktische Hinweise


→ Eine produktive und vertrauensvolle Atmosphäre schaffen
→ Freude an der Auseinandersetzung mit Kunst

Aufmerksam, begeistert und mit Spaß dabei!

Konzentriertes, intensives Arbeiten sowie eine anregende Arbeitsatmosphäre ermöglicht es den Schüler*innen sich in den künstlerischen Prozessen einzubringen und aktiv zu sein. Vielfach wurde damit Freude an der künstlerischen Auseinandersetzung beschrieben. Auch in arbeitsintensiven
Phasen wurde häufig von Interesse, Freude und Spaß am künstlerischen Arbeiten berichtet. Die Arbeit in den künstlerischen Klassenprojekten machte den Schüler*innen insgesamt viel Freude. Dies war auch den Künstler*innen wichtig, die dies mit als Ziel der künstlerischen Tätigkeit mehrfach
betonten.


→ Eine produktive und vertrauensvolle Atmosphäre schaffen
→ Selbstwirksamkeit

Erfolgserlebnisse in der Atelierarbeit

Ein konzentriertes und begeistertes Arbeiten sowie eine vertrauensvolle Atmosphäre führte meist zu einem zufriedenstellenden Prozessverlauf und Ergebnis. Auch wenn die Schüler*innen nicht immer mit allem zufrieden waren, waren sie doch von dem Ergebnis – ihrem Ergebnis – häufig begeistert und darauf auch stolz. Das professionelle Arbeiten der Künstler*innen in den Ateliers zeigte sich hier ebenso wichtig in der Unterstützung, Rückmeldung und Hilfestellung und motivierte die Schüler*innen.
Die Künstler*innen in ihrer Funktion als Expert*innen bringen professionelle Haltungen sowie spezialisierte Fachexpertise in den Unterricht, der in Ergänzung zum regulären Unterricht die Partizipation der Schüler*innen in der Welt der Kunst unterstützt und vertieften Einblick in Fachinhalte ermöglicht.


→ Beziehung aufbauen
→ Offenheit

„… durch die Dauer des Projekts konnte eine positive Beziehung zu allen Schülern*innen
aufgebaut werden.“

Die Projekte, die die Künstler*innen in den Schulklassen durchführten, waren über mehrere Wochen angelegt oder wurden auch in Projektwochen umgesetzt. Dadurch konnten die Schüler*innen die Künstler*innen anders als in anderen punktuell gesetzten Formaten kennenlernen. Schüler*innen und
Künstler*innen kamen ins Gespräch, arbeiteten gemeinsam in den Projekten, tauschten sich über Interessen und Erfahrungen aus. Insgesamt war es ein wenig hierarchisches Verhältnis, das die Künstler*innen in den Projekten eingehen konnten. Dadurch konnte in vielen Fällen eine Nähe der Beteiligten entstehen, die Vertrauen schaffte und es den Schüler*innen dabei möglich machte, offen an neue Prozesse und neue Inhalte heranzugehen, sich darauf einzulassen. Seitens der Künstler*innen wurde mehrfach betont, dass ein ernsthaftes Interesse an den einzelnen Schüler*innen wichtig ist, um sie als Personen kennenzulernen. Darüber hinaus erscheint wohl die besondere Rolle der Künstler*innen an Schulen zur auch von den Schülern beschriebenen Vertrauens- und Unterstützungsfunktion beigetragen zu haben.


→ Auf Schüler*innen eingehen
→ Künstlerische Fertigkeiten und Techniken

Künstlerisches Arbeiten an den Schüler*innen ausrichten

An vielen Stellen zeigte sich, dass die Künstler*innen die Arbeitsprozesse immer wieder stark an den Voraussetzungen und Interessen der Schüler*innen ausgerichtet haben. Das künstlerische Projekt wurde so aufbereitet, dass sich die Schüler*innen mit ihren Interessen und Erfahrungen einbringen
konnten und davon ausgehend neue Erfahrungen sammeln sowie Neues lernen konnten. Besonders betont wurde seitens der Künstler*innen, dass die Schüler*innen zur vertieften Auseinandersetzung mit Inhalten angeregt wurden und dadurch klischeehafte, konventionelle Denkweisen aufgebrochen werden konnten. Metaphorisches Denken, Visualisieren, Vorstellen und Empathie waren hier immer wieder für den künstlerischen Prozess wichtige Aspekte, die von den Künstler*innen in der Interaktion mit den Schüler*innen eingefordert und gefördert wurden.

→ Didaktische Hinweise


→ Zusammenarbeiten
→ Überfachliche Kompetenzen

Zielperspektiven klären

An einigen Stellen zeigte sich, dass die Lehrer*innen und Künstler*innen teilweise unterschiedliche Intentionen verfolgten, was während dem Projekt zu Unstimmigkeiten in der Durchführung führte. Dies betraf kleinere Abstimmungen (beispielsweise Gruppenbildung, Aktivierungsmöglichkeiten der
Schüler*innen), aber auch Entscheidungen, welche die Projektrichtung beeinflussten (beispielsweise Benotung der entstehenden Arbeiten, Einbezug von zusätzlichen Aufgaben zur Benotung, Erweiterung des Projekts). Während für die Lehr*innen aus dem gegebenen Bildungsauftrag der Schule die Bewertung und Notenbildung immer auch eine wichtige Rolle spielte, war für die Künstler*innen mehr die Förderung der Schüler*innen in ihrer Selbstständigkeit, Kreativität und Offenheit zentral. Daher wurden häufig Prozesse angestoßen, die nur bedingt beurteilbar sind und wenig zu bewertbaren Schüler*innenarbeiten führten. Hier könnten prozessbezogene Beurteilungsformate, wie beispielsweise die Portfolioarbeit, eine Alternative und Verständigungsgrundlage bieten. Die Künstler*innen fokussierten mehr die Offenheit, während die Lehrer*innen auch angehalten waren, die im Lehr- und Jahresplan formulierten Lernziele und Kompetenzen zu vermitteln. Hier können Diskrepanzen entstehen, über die es im Vorfeld einer Projektdurchführung zu sprechen gilt.

→ Didaktische Hinweise


→ Kunst einbeziehen
→ Kreativität

In der Kunst Kreativität erfahren

An einigen Stellen wird in den Beschreibungen der Künstler*innen deutlich, wie sie eigene künstlerische Erfahrungen auf Aufgaben und Projektideen übertragen haben. Beispielsweise spielte der gestaltende Umgang mit vorhandenen Materialien und das Verändern eine wichtige Rolle.
Umgestalten, Kombinieren, Interpretieren, aber auch Verwerfen und neu Denken sind hier zentral im künstlerischen Arbeiten. Dies bringen die Künstler*innen sowohl in die an die Schüler*innen gestellten Aufgaben ein, als auch in den Rückmeldeprozess, in welchem sie immer wieder auch auf die eigenen künstlerischen Erfahrungen zurückgreifen und diese als Referenz heranziehen.
Beispiele werden unter anderem anhand von eigenen Arbeiten im Atelier oder Kunstwerken anderer Künstler*innen gegeben, aber auch durch Erzählungen beschrieben. Die Vielfalt und Offenheit, die in der Kunst möglich ist, aber auch die Anregung zur eigenständigen und vertieften Auseinandersetzung waren wichtige Kategorien, die exemplarisch in der Kunst für kreatives Arbeiten umgesetzt wurden.

→ Didaktische Hinweise


→ Kunst einbeziehen
→ Verständnis von Kunst

Partizipation und Teilhabe ermöglichen – Verständnis entwickeln

Das Atelier in der Schule ermöglicht, dass Kunst erlebbar wird und Kunstwerke im Entstehen gesehen und erfahren werden können. Schüler*innen konnten so ihre eigenen Arbeiten mit den Arbeiten der Künstler*innen in Bezug setzen und entsprechend gemeinsam reflektieren. Das Gespräch über die Kunst bzw. die entstehende Kunst wurde in der Reflexion über die künstlerischen Projekten häufig beschrieben. Beispielsweise konnten Gestaltungsprozesse direkt an den entstehenden Werken der Künstler*innen demonstriert werden. Auch unfertige oder gar misslungene Arbeiten, die nicht weiterverfolgt wurden, hatten so einen exemplarischen Wert. Selbstverständlich ist dies ein Aspekt, der beispielsweise auch im herkömmlichen Kunstunterricht eingebracht werden kann, beispielsweise indem die Lehrer*in eigene Skizzenbücher, Arbeiten aus dem Kunststudium oder aktuelle Arbeiten in den Unterricht einbezieht.

→ Didaktische Hinweise


→ Arbeits- und Gestaltungsprozesse begleiten
→ Überfachliche Kompetenzen

„Den Schüler*innen wird zu viel abgenommen …“ – Selbstständigkeit fordern und fördern

An einigen Stellen wird darauf verwiesen, dass es den Schüler*innen in den eher offenen künstlerischen Projekten schwer fiel, sich eigene Aufgaben zu stellen sowie eigene Arbeitsprozesse zu planen. Phasen der Untätigkeit, des Wartens auf neue Aufgaben sowie Langeweile gilt es ebenso zu vermeiden, wie das Abarbeiten kleinschrittiger Aufgaben. Selbstständiges Arbeiten muss daher eingefordert, aber auch gefördert werden. Das Lancieren gemeinsamer Projekte, der Einbezug aller Schüler*innen in die Planung und Durchführung sowie eine ausgewogene Aufgabenverteilung sind zentral für eine hohe Selbsttätigkeit. Auch die Prozesse gut zu begleiten und bei Bedarf die Schüler*innen in ihren Aktivitäten zu unterstützen (beispielsweise durch entsprechende Rückmeldungen zum Prozess oder durch zusätzliche Aufgaben) erscheint aus den Beschreibungen wichtig.

→ Didaktische Hinweise


→ Arbeits- und Gestaltungsprozesse begleiten
→ Vorstellungstätigkeit

Vorstellungen gemeinsam bilden

In den Arbeitsprozessen wurden die Schüler*innen durch die Künstler*innen häufig individuell begleitet, was durch Teamteaching sowie Aufteilung der Schulklasse möglich war. Hierdurch konnten die Jugendlichen individuell gefördert werden. Der zwischen Schüler*in und Künstler*in geführte Aushandlungsprozess, führte bei den Jugendlichen meist dazu, dass eine vertiefte Auseinandersetzung mit der Thematik sowie ein Durchdenken erster Ideen möglich war.
Vorstellungsbildung spielte darüber hinaus an vielen Stellen eine wichtige Rolle in der Vermittlung künstlerischer Denk- und Handlungsweisen. So war es den Künstler*innen wichtig, dass die Schüler*innen sich ihrer „inneren Bilder“ bewusst waren und sich mit diesen in den individuellen Arbeitsprozessen intensiv auseinandersetzten. Erste Ideen waren wichtig, wurden aber meist gemeinsam weitergedacht und über Methoden der Visualisierung und Veranschaulichung weiterentwickelt.

→ Didaktische Hinweise


→ Arbeits- und Gestaltungsprozesse begleiten
→ Selbstwirksamkeit

Gemeinsam zum Erfolg

Das Experimentieren und Ausprobieren sowie das prozessorientierte Arbeiten führte insbesondere in Verbindung mit einer häufig eher individuellen Begleitung von Arbeitsprozessen und Gruppenarbeiten zu guten Ergebnissen, auf die alle Beteiligten stolz sein konnten. Aber nicht nur die Ergebnisse führten zu Erfolgserlebnissen, sondern insbesondere auch die vertiefte Auseinandersetzung sowie ein reflektiertes Verständnis gegenüber Kunst und künstlerischen Prozessen. Künstlerische Prozesse erfordern Zeit, das Verwerfen von Ideen und das damit verbundene Um- und Neugestalten und erlauben so im Prozess ein Weiterkommen.

→ Didaktische Hinweise


→ Begleitung von Arbeitsprozessen
→ Künstlerische Fertigkeiten

Künstlerische Qualität entwickeln – Schüler*innen in ihren Gestaltungsprozessen individuell begleiten und fördern

Künstlerische Projekte bringen die Schüler*innen in Aktion und ins selbstständige Tun. Das Begleiten der Schüler*innen in ihren Arbeitsprozessen ist daher in den künstlerischen Projekten von zentraler Bedeutung, um neue Erfahrungen aufnehmen und wenn nötig Hilfestellungen bieten zu können. In den künstlerischen Klassenprojekten begleiteten die Künstlerinnen die Arbeitsprozesse häufig sehr individuell und gingen gezielt auf die Bedürfnisse der Schüler*innen ein.
Die Förderung der Schüler*innen in den für die Projekte je eigenen künstlerischen Fertigkeiten, Techniken und Strategien war den Künstlerinnen ein besonderes Anliegen. Hier zeigt sich die künstlerische Qualität in den Schülerarbeiten, die u.a. durch die individuelle Begleitung und Betreuung sowie durch die konstruktive und fachlich fundierte Rückmeldung der individuellen Gestaltungs- und Arbeitsprozesse möglich wurde (vgl. Feedback). Es zeigte sich aber auch ein starkes Eingebundensein der Künstlerinnen in die einzelnen Prozessverläufe.

→ Didaktische Hinweise


→ Kunstbezug
→ Offenheit

In der Kunst Kreativität erfahren

Die Künstlerinnen hatten an einigen Stellen direkt aus ihrer künstlerischen Erfahrung in offene Prozesse geführt. Dabei ging es vorrangig um Umgestalten, Kombinieren, Interpretieren, aber auch Verwerfen und neu Denken. Prozessbezogenes Arbeiten stellte sich dabei als kunsteigenes Prinzip dar und wurde auf Aufgaben und Projekte übertragen. Verbunden war hier auch ein prozessoffenes Arbeiten. Nicht selten entwickelten sich (individuelle) Projekte der Schülerinnen und Schüler weiter und gingen in verschiedene Richtungen. Dies zeigte sich als aufwändig in der Betreuung und Begleitung. Mit dem prozessoffenen Arbeiten wurden die Schüler*innen in ihrer Vorgehensweise bestärkt und es konnte so individuellen Interessen nachgegangen werden.

→ Didaktische Hinweise

Interaktives Tool zur Qualität künstlerischer Bildungsangebote

Links werden ausgewählte Merkmale methodischen Handelns in künstlerisch-edukativen Prozessen vorgestellt, rechts findet sich eine Auswahl möglicher Ziele, Lern- und Erfahrungspotenziale. Eine Übersicht und weitere Erläuterungen zu allen Begriffen finden Sie außerdem im Downloadmaterial „Komponentenmodell zur Qualität künstlerischer Bildungsangebote“.

Drehen Sie und lassen Sie sich aus der Vielzahl der Möglichkeiten ausgewählte Kombinationen von methodischem Handeln und Ziel anzeigen. Zu den exemplarischen Kombinationen, die in der unterrichtsbezogenen Atelierarbeit der Künstler*innen in den Kunstlabor-Projekten auftraten, erhalten Sie eine kurze Zusammenfassung, wie dies in der Atelierarbeit umgesetzt wurde sowie didaktische Hinweise.

Die didaktischen Hinweise sind entstanden aus den Ergebnissen der Begleitforschung in Bezug auf ausgewählte kunstpädagogische Konzeptionen. Die Hinweise richten sich sowohl an Künstler*innen als auch an Lehrer*innen. Sie sollen Anregung und Inspiration geben für die eigene Arbeit in Schule sowie zur Reflexion über das eigene Handeln anregen.

Methodisches Handeln
Lern- und Erfahrungspotenziale

Literatur, Texte und Bücher zum Thema...

Bei der Begleitforschung und zur Entwicklung des interaktiven Tools zur Qualität künstlerischer
Bildungsangebote an Schulen wurden zahlreiche Bücher und Texte gesichtet und mit einbezogen. Sie eignen sich auch für eine weitere vertiefende Auseinandersetzung mit dem Thema und sollen hier zur Verfügung gestellt werden.


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