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Idee

ZORRO, IDENTITÄT UND GRAFFITI – Was hat das mit mir zu tun?

An der Gesamtschule Lohmar arbeitet die Künstlerin Mona Kakanj im Rahmen einer wöchentlichen Werkstatt mit Schüler*innen der 8. und 9. Klasse zusammen. Das Thema ist frei und die Gruppe  entscheidet sich, mit Graffiti zu arbeiten.

Was interessiert uns eigentlich? Zusammen schauen die Schüler*innen und die Künstlerin sich Dokumentarfilme über street art an. Mona Kakanj spricht mit den Jugendlichen in den ersten Sitzungen viel über die Erscheinungsformen, die Geschichte und die politischen Ansätze von street art und Graffiti. In ihren Diskussionen entdecken die Künstlerin und die Schüler*innen zusammen das Thema der Identität, das beispielsweise durch die Schaffung eines Künstlernamens und die Anonymisierung der eigenen Person Bedeutung bekommt. Auch in der eigenen Arbeit von Mona Kakanj spielt das Thema der Identität eine wichtige Rolle.

Das Projekt wird mit verschiedenen Formaten und Methoden umgesetzt: Mona Kakanj behandelt mit den Schüler*innen Techniken wie Plakatierung, Schablonen, Sprayen und Freihandmalen. Nach fast jeder Sitzung schaut die Gruppe die Arbeiten zusammen an und spricht über gelungene und nicht gelungene Aspekte in den künstlerischen Prozessen.

In einer Sitzung habe ich das Scheitern in der Kunst thematisiert. Als Künstlerin wurde ich selbst mehrmals in unterschiedlichen Projekten damit konfrontiert. Es gehört zu dem Schaffensprozess dazu. Man lernt viel aus den Fehlern. Man setzt beim nächsten Versuch neue und alternative Methoden ein. Dieser „Try and Error“-Prozess fordert eine enorme Kreativität und alternatives Denken.
Mona KakanjMona Kakanj, Künstlerin

Wie können Schüler*innen durch Gespräche aktiviert werden?

Durch unterschiedliche Formen der Gesprächsführung können die Lernprozesse der Schüler*innen auf unterschiedliche Art und Weise beeinflusst werden. Man kann zum Beispiel zwischen gelenkten, fragend-entwickelnden und freien Gesprächen unterscheiden. Zwischen- und Rückfragen können zum Nachvollziehen des eigenen Gedankenganges anregen. Unter Berücksichtigung der Vorkenntnisse und des Argumentationsvermögens können Problemzusammenhänge im Dialog fragend entwickelt werden.

Die Einbindung des Ateliers im Werkstatt-Format an der Gesamtschule Lohmar

Bereits zu Beginn der Zusammenarbeit mit der Gesamtschule Lohmar steht die Frage im Raum, wie dort das Atelier und die Künstlerin Teil der schulischen Strukturen werden können. Die Künstlerin soll nicht das Lehrpersonal ersetzen, sondern die schulischen Inhalte mit ihren Angeboten ergänzen. Die Schule wünscht sich, dass die Künstlerin eine Werkstatt übernimmt. In diesem besonderen Schulformat können die Schüler*innen Angebote frei wählen und bekommen dort keine Noten.

An der Gesamtschule Lohmar dürfen die Schüler*innen in den Pausen das Schulgelände verlassen, weshalb es wenig Nachfrage nach einem offenen Arbeiten in einem Atelier in den Pausen gibt. So ist die Werkstatt ein guter Kompromiss, um dennoch auch außerhalb des Unterrichts mit Schüler*innen an einem Projekt zu arbeiten. Eine wichtige Bedingung für Mona Kakanj ist die uneingeschränkte Freiheit, die Materialien, Techniken und Inhalte selbst und in Absprache mit den Schüler*innen wählen zu können. Ein Vorteil der Einbindung in das Werkstatt-Format ist, dass hierdurch langfristiges und kontinuierliches Arbeiten möglich ist.

Im ersten Halbjahr 2017/2018 kommen 18 Schüler*innen einmal in der Woche am Nachmittag für zwei Schulstunden ins Atelier. Auch im zweiten Halbjahr arbeitet die Gruppe  in leicht veränderter Zusammensetzung auf eigenen Wunsch hin weiter an dem Thema.

Wem gehört die Wand?

Die Gestaltung der Wand auf dem Schulhof stellt den Höhepunkt des Projekts dar. Für die Schüler*innen ist es wichtig, dass ein dauerhaftes Ergebnis auf einer echten Mauer für alle sichtbar wird. Für die Bemalung der Schulwand ist es notwendig, die Erlaubnis der Stadt Lohmar einzuholen, da diese das Schulgebäude verwaltet und betreibt. Das ist gar nicht so einfach, aber gelingt am Ende.

Zunächst muss für die Anfrage bei der Stadt ein Entwurf für die Wandgestaltung feststehen. Dann stellt sich die Frage, wer die Stadt anspricht. Die Künstlerin als Privatperson hat hier keine guten Chancen, gehört zu werden. Anders sieht es aus, wenn die Schule als Institution agiert. Hierfür ist die Unterstützung und der Rückhalt durch die Schulleitung natürlich unerlässlich. Vielleicht hat die Schule bereits wegen ähnlichen Themen mit der Stadt kommuniziert und hat schon eine*n Ansprechpartner*in für dieses Thema.

Für die Zusammenarbeit mit der Stadt oder der Gemeinde ist es also wichtig, zunächst folgende Fragen zu klären:

– Was soll mit der Wand beziehungsweise mit dem Gebäude genau passieren?
– Wer ist die Kontaktperson in der Schule?
– Wer ist bei der Stadt zuständig?

In diesem Projekt arbeitet Mona Kakanj eng mit einer Sozialarbeiterin zusammen. Sie ist auch eine Brücke zur Stadt Lohmar, da sie dort angestellt ist und die Personen, Strukturen und Abläufe in der recht überschaubaren Stadtverwaltung Lohmar gut kennt.

Das Projekt ZORRO ist ein gelungenes Beispiel dafür, wie in einer Kunst-Werkstatt am Nachmittag in besonderem Maße auf die Interessen und Vorlieben der Schüler*innen eingegangen werden kann.

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